Machen Sie sich Gedanken übers Atmen? Namhafte Unternehmer und Sportler dank Christoph Glaser schon. Denn der Geschäftsführer des TLEX-Institutes sowie Spiegel-Bestseller-Autor setzt Atmen in den Kontext mit einem achtsamen, erfolgreichen Führungsstil.  

Von Katja Bauroth

Katja Bauroth ist seit 30 Jahren in der Medienwelt unterwegs und Head of Content bei econo.
 

Führungskräfte tragen Verantwortung für ihr Unternehmen und ihre Angestellten. Für die Mitarbeitenden sind sie ein Kompass, haben Vorbildfunktion. Umso wichtiger ist in den Augen des Management- und Achtsamkeitsexperten Christoph Glaser ein achtsamer Führungsstil. Das heißt: sich nicht getrieben zu fühlen und in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Christoph Glaser ist Unternehmer und Buchautor.

Christoph Glaser ist mit seinem TLEX-Institut in der Schweiz ansässig und weltweit unterwegs.  Bild: GrainLab

„Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist das wichtiger denn je“, bekräftigt der Schweizer Unternehmer in unserem Gespräch, das als Podcast-Episode in „Leben.Lieben.Lachen.“ auf allen gängigen Streamingportalen zu hören ist.

Er veranschaulicht: „Wenn wir bedenken, dass ein Unternehmen noch vor 100 Jahren rund 67 Jahre auf dem Markt bestehen konnte, so sind es heute lediglich 15. Und die Beschleunigung wird weitergehen.“ Daher sind in seinen Augen zwei Dinge wichtig, um in Zukunft erfolgreich in der Arbeitswelt zu bestehen: „dynamisches Handeln und innere Ruhe“.

Bewusstes Atmen für mehr Gelassenheit

In seinem Spiegel-Bestseller „Atmen – Der Schlüssel zur erfolgreichen und gesunden Führung“ untermauert der Autor, dass „nur zwölf Minuten täglich für mehr Energie und Gelassenheit“ führen können und gibt konkrete Anleitungen, die einfach nachahmbar sind.

In seinem Buch „Atmen – Der Schlüssel zur erfolgreichen und gesunden Führung“ (Campus Verlag, 274 Seiten, 28 Euro; E-Book günstiger) stellt Christoph Glaser die Technik der atembasierten Achtsamkeit Schritt für Schritt vor.

In seinem Buch „Atmen – Der Schlüssel zur erfolgreichen und gesunden Führung“ (Campus Verlag, 274 Seiten, 28 Euro; E-Book günstiger) stellt Christoph Glaser die Technik der atembasierten Achtsamkeit Schritt für Schritt vor. Bild: Verlag

Bewusstes Atmen als Bestandteil in den Kalender aufnehmen? – Wieder ein Termin mehr, möchte man da ausrufen. Glaser: „Das empfinden tatsächlich viele Menschen so. Ich coache mit meinem Team viele Führungskräfte sowie Mitarbeiter. Und unsere Agenden sind mittlerweile so voll, dass sich manchmal auch das Angenehme wie ein Spaziergang als schwere Last anfühlen kann. Das soll mit diesen zwölf Minuten nicht gemeint sein und nicht erreicht werden.“ Im Gegenteil. Er betont, dass Atmen zwar eine autonome Funktion ist, der Mensch jedoch durch bewusstes Atmen viel erreichen kann – und das mit einer täglichen Routine sogar recht erfolgreich.

Anhand seiner eigenen Erfahrungen sowie der Analyse zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten erklärt der Experte, dass bewusste Atemübungen helfen können, Stress zu bewältigen, Klarheit zu fördern und den Fokus zu verbessern. Das führt schlussendlich zu mehr Zufriedenheit.

Umgang mit Gefühlen als Schlüsselfaktor

„Als Führungskraft sind fachliche Kompetenten entscheidend, ganz klar. Aber heute zeigen Studien, dass unser Erfolg viel stärker von der sogenannten emotionalen Intelligenz abhängt. Das heißt, der Frage, wie kann ich mit meinen Gefühlen umgehen, wie kann ich auf Gefühle von anderen Menschen eingehen“, macht der Schweizer deutlich und ergänzt: „Es gibt eine Studie aus dem Jahr 2014, die zeigt, dass 90 Prozent aller Top-Performer hoch in emotionaler Intelligenz sind, während dem nur 20 Prozent von denjenigen, die in dieser Studie nicht so gut performt haben, im Unternehmen eine hohe emotionale Intelligenz haben.“

„Es gibt spannende Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Frauen, die kollektive Intelligenz als Führungskraft besser nutzen, effektiver sind als Männer.“ Bild: Carmen Wong Fisch

„Es gibt spannende Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Frauen, die kollektive Intelligenz als Führungskraft besser nutzen, effektiver sind als Männer.“ Bild: Carmen Wong Fisch

Kurzum: Das Thema Resilienz ist wichtiger denn je – für jeden Menschen und gerade für Führungskräfte. Glaser nennt einen griffigen Vergleich: „Wir können ein paar Tage leben, ohne zu essen oder zu schlafen. Aber wie lange können wir leben, ohne zu atmen? Der Atem ist mit Abstand die wichtigste Energiequelle.“ Die Wissenschaft besagt, so der Experte, dass der Mensch heutzutage nur 50 bis 70 Prozent des Lungenvolumens wirklich nutzt, weil er beispielsweise zu viel sitzt. „Wir bewegen uns nicht genug. Und wenn wir da nur ein paar Prozente drauflegen, haben wir plötzlich viel mehr Energie.“

Um diese Energie zu entfalten, sind äußerliche und innerliche Faktoren entscheidend. Die Grundlage für alle Arten von Entspannungstechniken, die aus wissenschaftlichen oder philosophischen Denkweisen geboren wurden, ist die geistige Ruhe. Und ein Schlüssel hierfür sei das Loslassen. „Wenn wir den Körper stärken wollen, dann ist die Anstrengung eine gute Idee – ohne Schweiß, ohne Fleiß kein Preis. Auf geistiger Ebene funktioniert es nicht mit Anstrengung: Ich kann mich nicht zum Einschlafen oder zu einer kreativen Idee zwingen. In schlaflosen Nächten oder in Situationen, in denen wir gestresst sind, geschieht auf der geistigen Ebene eben oft, dass wir in die Zukunft oder in die Vergangenheit gehen. Wir kriegen dieses Gedankenpendel nicht mehr zum Stillstand.“  Hier kommt das Atmen ins Spiel. „Der Atem ist immer im Jetzt und wenn ich die Aufmerksamkeit auf diesen lenke oder auf den Körper, dann kommt der Geist irgendwann auch zur Ruhe und wieder ins Jetzt. Plötzlich setzt die Selbstwirksamkeit auf den Umgang mit unseren Geist ein“, beschreibt der Autor.

Wissenschaftlich fundierte Analysen

Fast 20.000 wissenschaftliche Studien belegen, laut Glaser, die Effektivität von Atemtechniken oder atembasierter Achtsamkeit beziehungsweise Meditation. Mehrere Hundert davon wurden an den Harvard-Universitäten durchgeführt und alle Techniken, die Glaser mit dem TLEX-Institut vermittelt und in seinem Buch beschreibt, sind wissenschaftlich fundiert analysiert.

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Doch machen bewusste Atemtechniken gute Führungskräfte per se aus? Christoph Glaser lachend: „Ich würde sagen, es gibt sicherlich gute Führungskräfte, die Atemübungen machen, und es gibt auch schlechte Führungskräfte, die Atemübungen machen. Aber Selbstführung ist die Basis, um sich und andere Menschen erfolgreich zu führen. Durch den Atem kann ich einfach mich selbst viel, viel besser führen. Wenn wir ruhig sind, wenn wir entspannt sind, wenn wir ein positives Mindset und genügend Energie als Führungskraft haben, dann haben wir ja auch oft den inneren Raum wirklich, um auf andere einzugehen. Wir haben also eine größere Chance, die beste Version von uns selbst zu sein!“

Zur Person Christoph Glaser

Das Foto aus dem Familienalbum zeigt Christoph Glaser als Kind. Er wollte eine Profikarriere als Fußballer einschlagen. Doch ein schwerer Unfall zerstörte die Träume. Bild: privat

Das Foto aus dem Familienalbum zeigt Christoph Glaser als Kind. Er wollte eine Profikarriere als Fußballer einschlagen. Doch ein schwerer Unfall zerstörte die Träume. Bild: privat

Christoph Glaser ist Geschäftsführer des TLEX-Institutes in Hergiswill, Schweiz, das mit 200 Trainern weltweit agiert und bereits mehr als 500.000 Führungskräfte und Mitarbeiter trainiert hat. Der Management-Coach und Achtsamkeitsexperte hat, inspiriert von der Arbeit von Sri Sri Ravi Shankar, mit dem TLEX-Institut eine Methode entwickelt, mit der sich Stress deutlich reduzieren und die Leistungsfähigkeit steigern lässt. Diese Methode zur gelassenen Leistungsoptimierung vermittelt er seit über 20 Jahren in über 50 Ländern.

Glaser kam durch einen schweren Unfall beim Fußball, nach dem sogar im Raum stand, ob er je wieder laufen kann („Ich wollte Fußballprofi werden“), durch Zufall zum Yoga. Er besuchte vor über 30 Jahren ein Seminar bei dem heute bekannten indischen Spirituellen Sri Sri Ravi Shankar, der benannte Atemtechniken vermittelte. Was sich für Glaser – selbst erklärter „Zappelphilipp“, der kaum ruhig sitzen konnte – anfangs wie ein Unding anfühlte, wurde schließlich zu seiner Lebensüberzeugung und zu seinem erfolgreichen Beruf.

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