Elegant über den Rhein schweben, von Mannheim nach Ludwigshafen. Keine Staus, kein Zeitverlust – und ohne ein Flugzeug zu besteigen. Eine alte Idee in neuem Gewand: eine Seilbahn verbindet die Städte. Sie wurde bereits 2016 diskutiert, allerdings scheiterte das Vorhaben. Ein Gutachten kam zu der Einschätzung, zu wenige Menschen würden vom Auto in die Kabinen der Seilbahn umsteigen. „Wir erwarten, dass ein Gutachten heute zu ganz anderen Ergebnissen kommt“, sagte Volkhard Malik dem „Mannheimer Morgen“, Geschäftsführer beim „Verkehrsverbund Rhein-Neckar“ (VRN). So gäbe es für die Führung der Trasse neue Vorstellungen. Wichtig sei, nicht nur am Rand der Stadt Autofahrer aufzunehmen, die in die Innenstadt wollen. Genauso entscheidend wäre ein zusätzliches Angebot, um den innerstädtischen Nahverkehr zu ergänzen. Ein weiteres Motiv: „Es geht auch darum, die Rheinbrücken zu entlasten“, so Malik.

Warum ist sie wieder da? Die Idee, eine Seilbahn zu bauen? Sie taucht als 3. Maßnahme in einem 10-Punkte-Plan auf, der im Juli 2021 unterschrieben wurde, und zwar im Rahmen des „Mobilitätspakts für die Metropolregion Rhein-Neckar“. Er zeichnet sich durch eine Vielzahl von Akteuren aus, die in der Region beim Thema Mobilität kooperieren wollen: die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg sowie der „Verband Region Rhein-Neckar“ (VRRN) und die Städte Ludwigshafen und Mannheim. Hinzu kommen die IHK Pfalz und Rhein-Neckar, die BASF SE, außerdem der „Verkehrsverbund Rhein-Neckar“ (VRN) und der Verein „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar“. Eigentlich war im Frühjahr 2020 der Pakt unterschriftsreif, doch die Pandemie machte auch diesen Aktivitäten einen Strich durch die Rechnung. Zwar konnte die Arbeit schon beginnen, aber der offizielle Start verschob sich bis in den Sommer 2021.

„Der Mobilitätspakt mit seinen unterschiedlichen Partnern und Arbeitsfeldern zeigt, dass die Region gemeinsam an einem Strang zieht“, stellte Landrat Stefan Dallinger fest. Er ist Vorsitzender des „Verbands Region Rhein-Neckar“. Nur eine regionale Sicht auf die Mobilität kann helfen, Probleme für alle Verkehrsteilnehmer zu lösen. Dazu wurden vier „Arbeitsfelder“ geschaffen:

ÖPNV: S-Bahn, Straßenbahn und Busverkehr, aber auch „Park+Ride“-Anlagen sind hier das Thema. Die Sanierung der Hochstraßen zwischen Ludwigshafen und Mannheim führte bereits zu einigen Maßnahmen, weitere Vorschläge werden geprüft. Federführung: „Verkehrsverbund Rhein-Neckar“ (VRN).

Verkehrsmanagement: Die großräumige Verkehrslenkung steht dabei im Fokus. Ziel ist es, einen Verkehrsmanagementplan zu entwickeln, der grenzüberschreitend funktioniert. Dazu ist eine Infrastruktur für Telematik nötig, die an Autobahnen und Bundesstraßen eingesetzt werden kann. Federführung: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft Rheinland-Pfalz.

Pendler- und Güterverkehr: Gemeinsam mit der Wirtschaft werden Schritte geplant, damit sich das betriebliche Mobilitätsmanagement ausbauen lässt. Es geht auch um Konzepte für einen innovativen und nachhaltigen Güter- und Logistikverkehr. Die Beteiligten verstehen sich als Bindeglied zu den regionalen Unternehmen. Federführung: IHK Rhein-Neckar / IHK Pfalz.

Regionale Mobilitätsaufgaben: In diesem Arbeitsfeld wird ein Verkehrsmodell Rhein-Neckar erstellt, um alle wesentlichen Verkehrsströme in einer Simulation zu erfassen. Weitere Aufgaben sind das regionale Baustellenmanagement oder Machbarkeitsstudien zu Radschnellwegen. Ebenfalls zählen dazu Analysen zum künftigen Bedarf an Infrastruktur. Federführung: Verband Region Rhein-Neckar.

Tilman Krauch ist der Vorstandsvorsitzende des Vereins „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar“. Er fasst den Ansatz des Mobilitätspakts so zusammen: „Vom Fahrrad bis zum öffentlichen Personennahverkehr, vom Auto bis zum Schwerlastverkehr haben wir alles in den Blick genommen. Dabei blicken wir auf heute und gleichzeitig in die Zukunft.“ Und der hessische Staatsminister Tarek Al-Wazir bemerkte: „Wenn Mobilität zukunftsfähig sein soll, muss sie intermodal neu gedacht werden. Hier setzt der Mobilitätspakt an und legt den Grundstein einer klimaschonenden Mobilität in der Metropolregion.“ Bruchlos mehrere Verkehrsmittel in Serie nutzen – so funktioniert intermodaler Personennahverkehr. Wer mit dem Rad zum Bahnhof fährt, gleich in eine gut getakte S-Bahn springt und am Zielort für die letzten Kilometer ein E-Auto mietet … der nutzt ein Mobilitätskonzept der Zukunft. Alles abgewickelt in einem Buchungssystem. Das wäre ein möglicher Weg, die Überlastung des Straßensystems zu verringern, neben dem starken Ausbau des ÖPNV, wozu auch Seilbahnen gehören könnten.

Wie wichtig solche neuen Konzepte sind, zeigt sich gerade für Mannheimer Autofahrer, die unter der Sanierung der Rheinbrücken stöhnen, auf Bauarbeiten in der Augusta-Anlage stoßen – und seit August nicht mehr den Fahrlachtunnel nutzen dürfen. Voraussichtlich bis mindestens Frühjahr 2022. Die Sicherheitstechnik des Tunnels ist mangelhaft: Falls es brennt, reicht die Be- und Entlüftung nicht aus, weshalb die zu schwachen Strahlenventilatoren in beiden Tunnelröhren nachzurüsten sind. Der Tunnel ist in normalen Zeiten hochfrequentiert, entsprechend groß war das Verkehrschaos, gleich nach der Vollsperrung. Wäre es nicht schön, über solche Staus einfach hinwegzugleiten? Vielleicht in einer bequemen Seilbahn-Gondel?

„10-Punkte-Plan zur kurzfristigen Optimierung der Mobilität“
• Stärkung des nutzerorientierten Job-Ticket-Modells
• Prüfung der Erweiterung des Stadtbahnnetzes im Umland Ludwigshafen
• Machbarkeitsstudie für eine urbane Seilbahn als ergänzendes rheinüberschreitendes Mobilitätsangebot
• Umsetzungskonzept für regionalen Busverkehr auf Basis Brennstoffzelle-/Wasserstofftechnologie und Aufbau Tankstelleninfrastruktur
• Aufbau eines verbundweit einheitlichen Schließsystems für B+R-Boxen inklusive Neubau/Erweiterung von Anlagen
• Optimierung des Sanierungsplans für die wichtigsten regional bedeutsamen Großbaustellen im Bereich Infrastruktur
• Bilanzierung des CO2-Reduktionspotentials von Maßnahmen für die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr in der Metropolregion
• Aufbau des integrierten Verkehrsmodells Rhein-Neckar zum Jahreswechsel 2021/2022
• Optimierung der betrieblichen Mobilität und der Logistikverkehre
• Erarbeitung eines zuständigkeitsübergreifenden Verkehrsmanagementplans

Quelle: MRN GmbH

(Ingo Leipner, Bild: stock.adobe.com / raub85. Bildunterschrift: Eine Seilbahn über den Dächern Mannheims? Die Idee, die bereits 2016 diskutiert wurde, steht im Mobilitätspakt für die Region Rhein-Neckar an dritter Stelle.)