Auf der zweitägigen Digitalkonferenz European Social Economy Summit (EUSES) – gestreamt aus dem Rosengarten Mannheim – haben sich mehr als 500 Referenten und 6000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern mit der Digitalisierung der Sozialwirtschaft, der sozialen Innovation sowie mit länder- und sektorübergreifender Zusammenarbeit beschäftigt und ausgetauscht.

Welche Rolle kommt den Sozialunternehmen in der Aufbauphase nach der Corona-Pandemie zu? Wie können Digitalisierung und soziale Innovation bei der Bewältigung von sozialen oder Umwelt-Themen unterstützen oder eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen? Wie kommen Sozialunternehmen an Kredite? Wie können Städte und Metropolregionen die lokale Sozialwirtschaft und die Sozialunternehmen unterstützen? Diese Fragen wurden unter anderem bei einer internationalen zweitägigen Digitalkonferenz für die Sozialwirtschaft EUSES (European Social Economy Summit) diskutiert. Die Veranstaltung wurde von der Europäischen Kommission und der Stadt Mannheim ausgerichtet und aus dem Mannheimer Rosengarten moderiert, koordiniert und live über das Internet übertragen.
Die Konferenz sowie die vorgeschaltete Veranstaltungsreihe „Digital Road to Mannheim“, bestehend aus acht interaktiven Veranstaltungen rund um das Thema Social Economy, erlangten eine große internationale Reichweite. Bis zum zweiten Tag haben sich über 6000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern für den EUSES registriert und diskutierten über die Rolle der Sozialwirtschaft als maßgeblicher Baustein für die wirtschaftliche Entwicklung Europas. Über 300 Organisationen aus Deutschland und anderen EU-Ländern haben sich an dem Kongress beteiligt, mehr als 500 Referenten waren beteiligt und über 80 Einzelveranstaltungen fanden statt. Die inhaltlichen Schwerpunkte des EUSES, der von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz eröffnet wurde, konzentrierten sich auf die Digitalisierung der Sozialwirtschaft, die soziale Innovation sowie auf die länder- und sektorübergreifende Zusammenarbeit. Eine Ausstellung, unter anderem mit Mannheimer Akteuren der Social Economy, und ein entspanntes Abendprogramm zur Vernetzung rundeten die zweitägige Konferenz ab.
Oberbürgermeister Dr. Kurz: „Die Sozialwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle gerade jetzt: Die Überwindung der Krise und der Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft braucht die Sozialwirtschaft. Sie schafft Arbeitsplätze und stärkt den sozialen, wirtschaftlichen und territorialen Zusammenhalt. Sie verbindet soziale Innovation und ökologische Nachhaltigkeit, aktive Bürgerschaft, Solidarität und eine Wirtschaft mit demokratischen Werten. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Mit unserem Gipfel haben wir eine Brücke gebaut, die politische Entscheidungsträger mit Akteuren der Sozialwirtschaft und anderen Interessengruppen verbunden und die Sichtbarkeit des Themas erhöht hat. Ich bin überzeugt, dass unsere Konferenz direkt den europäischen Aktionsplan für die Sozialwirtschaft der Kommission entscheidend beeinflussen wird.“
Die digitale Auslegung der Veranstaltung ermöglichte nicht nur eine größere Reichweite – auch das Angebot konnte aufgrund der unbegrenzt möglichen Räumlichkeiten aufgefahren werden. Die Teilnehmer konnten sich Ansprachen, Keynotes oder Diskussionen in verschiedenen Sprachen anhören und sich bei Panels in den virtuellen Räumen über eine Chatfunktion einbringen.
In einer der Einzelveranstaltungen wurde sich auch dem Einfluss der Städte und Regionen auf die lokale Sozialwirtschaft gewidmet. Können diese einen Unterschied machen? Dieser Frage gingen Referenten aus Frankreich, Polen und den Niederlanden nach und zeigten auf, wie ihre Städte und Kommunen bestehende Strategien neu geformt und umgesetzt haben. Auch Oberbürgermeister Peter Kurz schaltete sich ein und hob Mannheim als Stadt mit einzigartigem Start-up-Ökosystem hervor. Mit mittlerweile acht Gründungs- und Innovationszentren gelte Mannheim als führende Start-up-Stadt Deutschlands. Kurz ging dabei auch auf die zunehmend nachhaltigere Ausrichtung der jungen Unternehmen ein, die immer häufiger darauf abzielten, einen sozialen Einfluss zu nehmen. Für finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung habe die Stadt Mannheim ein Netzwerk aus den Bereichen Sozialhilfe, sozialen Unternehmen und Hochschulen gegründet. Zusammen mit den Akteuren müsse die Stadt eine aktive Rolle einnehmen, um eine Umgebung zu schaffen, in der eine solche Unternehmerschaft wachsen kann.
Ein Meilenstein für die EU-Politik
Die Sozialwirtschaft in Europa setzt sich aus einer Vielzahl von Unternehmensformen zusammen, wie Genossenschaften, Verbänden, Stiftungen und sozialwirtschaftlichen Unternehmen, und spielt eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung verschiedener Ziele der EU, einschließlich eines nachhaltigen und integrativen Wachstums, der Schaffung von Arbeitsplätzen, des sozialen Zusammenhalts und der sozialen Innovation. Der EUSES hat diese Unternehmensformen und die in der Sozialwirtschaft tätigen Akteure zusammengeführt und mithilfe einer webbasierten Umfrage die bestehenden Bedarfe und Bedürfnisse der Sozialwirtschaft identifiziert. Die Ergebnisse der Digitalkonferenz fließen in die so genannte „Mannheim Declaration on Social Economy“ ein, die Oberbürgermeister Dr. Kurz in der Abschlussveranstaltung präsentierte. Die Teilnehmer des EUSES konnten sich an der Bewertung der Ergebnisse der Mannheim Declaration, die aus insgesamt zehn Handlungsfeldern besteht, aktiv beteiligen.
Der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Krediten, der Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften, auch zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor, sowie die Schaffung von rechtlichen, regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen für die Sozialunternehmen sind die drei Handlungsfelder, die dabei von den Akteuren am stärksten priorisiert wurden. Die Mannheim Declaration wird der Europäischen Kommission als Beitrag zum „Social Economy Action Plan“ übergeben, der Ende 2021 veröffentlicht wird und die Weichen für die wirtschaftliche Zukunft in der EU stellen soll.
Internationale Größen der Sozialwirtschaft zu Gast
Das Konferenzprogramm überzeugte mit vielen aktuellen Themen und spannenden Rednern. Neben politischen Größen, wie den drei EU-Kommissaren Maro Efcovic, Vizepräsident der Europäischen Kommission, Nicolas Schmit, Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, und Thierry Breton, Kommissar für den Binnenmarkt, dem OECD-Generalsekretär Angel Gurría sowie Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sprachen weitere Persönlichkeiten aus der Social Economy Keynotes. Darunter waren unter anderem der ehemalige Profisportler und Sozialunternehmer Dr. Wladimir Klitschko, der Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, der Vorsitzende der größten Kooperative der Welt, Mondragon aus Spanien, Inigo Ucin, der stellvertretende Vorsitzende der Banca Ethica, Andrea Baranes, und der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Ulrich Lilie.

 

(red/soz, Bild: Stadt Mannheim. Bildunterschrift: Oberbürgermeister Peter Kurz bei der Eröffnung des EUSES mit Moderator Chris MM Gordon.)