Zwei Geschäftsführer im Gespräch über die Grenzen der Cloud, sichere Rechenzentren und regionale Wertschöpfung im IT-Sektor. Auskunft geben Christian Sommer (NEXT MANNHEIM) und Uwe Burre (PFALZKOM).

Was verbindet Ihre zwei Unternehmen?
Christian Sommer: Uns verbindet eine sehr lange und vertrauensvolle Geschäftsbeziehung. Sie hat begonnen, als das Thema Start-ups noch in einer sehr frühen Phase war. In der PFALZKOM hatten wir schon damals einen Partner gefunden, der bereit war, auf viele unsere Ideen einzugehen.

Wie sah die Zusammenarbeit aus Ihrer Sicht aus, Herr Burre?
Uwe Burre: Es hat von Anfang an viel Spaß gemacht, zumal die Start-ups spannende Herausforderungen mitgebracht haben. Wir arbeiten jetzt rund 15 Jahre zusammen – vom Musikpark mit den ersten Installationen bis zu den vielen Gründerzentren, die wir ans Netz gebracht haben. Das gilt auch für meinen Kollegen Jürgen Beyer in der Geschäftsführung.

Herr Burre, was unterscheidet die Zusammenarbeit mit Start-ups von großen etablierten Unternehmen?
Burre: Das war kein so großer Schritt. Wir mussten natürlich einen gewissen Down-grade bezüglich Leistungsfähigkeit der Anschlüsse und der Kosten durchführen. Sonst ist für uns ein Start-up genauso ein wichtiger Kunde wie die großen Unternehmen.
Sommer: Start-ups wollen ja auch große Unternehmen werden! Es geht immer um ein Engagement für die Zukunft, wobei wohl nur wenige zur Größe der BASF heranwachsen. Wenn wir zehn Jahre zurückschauen, so haben doch einige Start-ups ein beachtliches Wachstum geschafft, sie sind inzwischen mit 150 bis 200 Mitarbeitern tätig.

Was sind die besonderen Anforderungen, die ein Start-up an einen Netzbetreiber wie die PFALZKOM stellt?
Sommer: Angemessene Leistungen bei überschaubaren Kosten. Und: die Anbindung an Glasfaser, die heute langsam zum Standard wird. Das ist ein Vorteil für technologische Unternehmen, den wir gerne bieten. Sie können ja kein Technologie-Zentrum mit Kupferkabel betreiben …

… das bald anfängt zu „glühen“.
Burre: Genauso ist es, wobei noch ein weiterer Aspekt sehr wichtig ist, die Flexibilität. Die Leistung eines Internet-Anschlusses muss wachsen können – und bei einem Glasfaseranschluss sind da nach oben fast keine Grenzen gesetzt. Je nach Wachstumstempo ist es eben entscheidend, den wachsenden Bedarf der Unternehmen kurzfristig zu decken.
Sommer: Wir von NEXT MANNHEIM betreuen in unserem Ökosystem ein großes Konglomerat an Unternehmen. Da war es uns immer wichtig, persönliche Ansprechpartner zu haben. Dafür steht die PFALZKOM. Wir können immer anrufen, auch zur „Unzeit“, etwa spät am Abend oder am frühen Morgen. Dabei wurden wir immer ernst genommen, und auch bei extrem komplexen Sachverhalten wurde schnell eine Lösung gefunden.

Der Service steht im Vordergrund.
Burre: Wir sind stark regional orientiert, auch wenn wir ebenfalls große internationale Unternehmen zu unseren Kunden zählen. Trotzdem fühlen wir uns sehr stark der Region verbunden und wollen auch unsere Wertschöpfung hier halten. Wir kennen unsere Kunden gut, die Mitarbeiter kennen sich gut, so dass wir kurze Wege haben. Gerade über die Nähe und den Service sind wir in der Lage, unsere Stärken auszuspielen.

Das Portfolio der PFALZKOM umfasst unter anderem Rechenzentren, Glasfaserleitungen und Cloud-Service. Was ist davon besonders wichtig für Start-ups?
Burre: Grundsätzlich hält die PFALZKOM eine komplette IT-Landschaft bereit, mit einem sicheren, hocheffizienten Rechenzentrum sowie Cloud-Services, etwa Backup und Security. Das bieten wir alles zusammen an. Wachsende Start-ups können so ihre komplette IT in unsere Rechenzentren auslagern. Außerdem gibt es bestimmte Basis-Services aus der Cloud, wodurch sich der Kunde spezielle Dienstleistungen kurzfristig hinzumieten kann.

Unter dem Aspekt der Sicherheit ist es von Bedeutung, dass Ihre Cloud in der Region gehostet ist – und nicht irgendwo bei Microsoft in den USA, oder?
Burre: Unser Angebot ist komplett aus der Region. Die Kunden sehen in unseren Rechenzentren die Lämpchen blinken, wo die Daten liegen. Es gibt aber auch Funktionen, die kann ein regionaler Anbieter nicht zur Verfügung stellen. Daher verfolgen wir die Strategie, für unsere Kunden aus den Rechenzentren besondere, direkte Zugänge in die Cloud anzubieten, wobei die Sicherheit gewährleistet ist. So sind die Kunden nicht bei uns „gefangen“. Sie können in der Region IT-Lösungen aufbauen, die hohen Sicherheitsstandards entsprechen. Weniger gefährdete Aktivitäten lassen sich in die Cloud verlagern.

Wie sieht das Thema Cloud aus der Perspektive der Start-ups aus?
Sommer: Es wird immer wichtiger, solche Services regional anzubieten – und nicht mehr weit weg, auf anderen Kontinenten. Dazu ist ein Partner nötig, den die Unternehmen aus der Region kennen. Das wird auch auf vielen anderen Geschäftsfeldern der Zukunft notwendig sein. Früher haben solche Überlegungen keine Rolle gespielt, es wurde das günstigste Angebot akzeptiert. Ob der Server in den USA oder Irland stand, war den Verantwortlichen ziemlich egal. Diese Haltung ändert sich im Moment sehr stark. Ich erlebe gerade bei den jungen Start-ups, dass sie die Frage stellen: Wer verwaltet meine Daten? Wo zahlt der Verwalter meiner Daten seine Steuern? Brauchen wir unbedingt globalisierte Lösungen?
Burre: Auch das Thema Nachhaltigkeit kommt auf den Tisch. Wie effizient ist ein Rechenzentrum auf der energetischen Seite? Wird es ausschließlich mit Öko-Strom betrieben?

Was bei Ihnen der Fall ist?
Burre: Ja, auf Ökostrom haben wir von Anfang an viel Wert gelegt. Das sind alles Gesichtspunkte, die von jungen Unternehmen höher bewertet werden als in den großen Konzernen.
Sommer: Das sind in Zukunft die entscheidenden Talent-Faktoren. Es wird schwer werden, bei den jungen Leuten gutes Personal zu finden, egal ob für Start-ups oder etablierte Unternehmen. Immer dann, wenn Sie auf diese Fragen keine guten Antworten haben. Wir erleben das in Bewerbungsgesprächen: Da werden uns Fragen gestellt, die hätte vor zehn Jahren niemand an uns gerichtet. Dabei wird die Regionalität zu einem wichtigen Schlüssel.

Wissenschaftler haben schon in den 1990er Jahren über die Idee einer „lokalen Ökonomie“ geschrieben, zum Beispiel Hans Diefenbacher und Richard Douthwaite. Ihnen schwebten regionale Wertschöpfungskreisläufe vor, die Sie jetzt im IT-Sektor teilweise verwirklichen. Das bemerken Sie auch heute in ihren Geschäftsfeldern?
Burre: Das sehen wir sehr stark. Tendenziell läuft es auf eine Zunahme der Regionalität hinaus. Was für die PFALZKOM ebenfalls wichtig ist: Aus der Zusammenarbeit mit den Start-ups haben sich einige tragfähige Geschäftsbeziehungen entwickelt. Es gibt das „Netzwerk Smart Production“, das in der Region tätig ist. Da engagieren wir uns sehr stark, zumal in diesem Bereich auch wirklich Forschung betrieben wird. Die Vernetzung untereinander ist goldwert.

Interview: Ingo Leipner; Bild: HAAS Publishing/Joe Tremmel