Zu viele Beschäftigte kennen ihr Recht auf Bildungsurlaub nicht. Was sich dahinter verbirgt und wie Unternehmen von dieser Weiterbildung profitieren.

Ein Gastbeitrag von Lara Körber

Nur wenige Menschen kennen ihr Recht auf Bildungsurlaub. Insgesamt 27 Millionen Beschäftigte in Deutschland sind anspruchsberechtigt, rund zwei Prozent nutzen ihn. Dabei schafft Bildungsurlaub Raum für ganzheitliche Weiterbildung, von der nicht nur Beschäftigte, sondern auch Unternehmen profitieren. Ein Faktencheck.

Was genau ist Bildungsurlaub?
In allen Bundesländern (außer Bayern und Sachsen) haben Arbeitnehmer jedes Jahr einen gesetzlichen Anspruch auf bezahlte Freistellung für als Bildungsurlaub anerkannte Weiterbildungen. Während dieser Zeit wird das Gehalt weitergezahlt, die Kurskosten tragen die Teilnehmer selbst.
Dabei muss Bildungsurlaub nicht zwingend fachlich sein oder einen direkten Berufsbezug haben. Auch Sprachkurse, Seminare zur mentalen oder körperlichen Gesundheit, zu Kommunikation, Resilienz oder gesellschaftspolitischen Themen sind anerkennungsfähig. Und das weltweit.

Lara Körber klärt über Bildungsurlaub auf. Bild: Lydia Gorges

Lara Körber klärt über Bildungsurlaub auf. Bild: Lydia Gorges

Was gilt in der Rhein-Neckar-Region?
In Baden-Württemberg beispielsweise heißt Bildungsurlaub Bildungszeit. Beschäftigte haben hier jedes Jahr Anspruch auf fünf Tage bezahlte Freistellung – vorausgesetzt, sie arbeiten seit mindestens zwölf Monaten im Betrieb. Der Antrag muss spätestens neun Wochen vor Seminarbeginn eingereicht werden, abgelehnt werden darf er nur aus wenigen Gründen: Etwa aus dringend betrieblichen Belangen.
Bei der Seminarwahl gibt Baden-Württemberg zudem vor, dass ein mittelbarer Berufsbezug gegeben sein muss. Dazu zählen aber auch Seminare, die zur Stärkung beruflicher Kompetenzen beitragen – etwa Burnout-Prävention oder Rückengesundheit. Wer hingegen etwa Italienisch lernen möchte ohne berufliche Relevanz, braucht die Zustimmung des Arbeitgebers. Welche Regelungen in anderen Bundesländern wie Hessen und Rheinland-Pfalz gelten, sind auf der Plattform Bildungsurlauber.de nachzulesen.

Wie profitieren Unternehmen von Bildungsurlaub?
Bildungsurlaub wirkt. Eine aktuelle Umfrage von Bildungsurlauber.de mit über 1.000 Teilnehmern zeigt, dass 78 Prozent der Befragten Unternehmen, die Bildungsurlaub positiv gegenüberstehen, als attraktivere Arbeitgeber wahrnehmen. Für 67 Prozent erhöhte diese Pro-Bildungsurlaub-Haltung sogar ihre Bereitschaft, dem Unternehmen langfristig treu zu bleiben. Zudem gaben 43 Prozent an, nach der Teilnahme an einem gesundheitsorientierten Bildungsurlaub weniger Krankentage auf der Arbeit gehabt zu haben.

Wie sollten Unternehmen auf das Angebot hinweisen?
Unternehmen sollten im Intranet, bei Personalgesprächen oder im Onboarding gezielt auf Bildungsurlaub hinweisen – idealerweise mit konkreten Hinweisen zur Beantragung und anerkannten Seminaren. Außerdem gehört Bildungsurlaub in jede Benefits-Übersicht, auf der Karriereseite und in Stellenanzeigen. Wer Entwicklungsmöglichkeiten bietet, punktet bei Bewerbern. Die Sorge von Arbeitgebern, dass durch Bildungsurlaub große Personalengpässe entstehen, ist vom Gesetz hier mitgedacht: In Baden-Württemberg dürfen maximal zehn Prozent der Belegschaft jedes Jahr Bildungsurlaub machen. Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern müssen keinen Bildungsurlaub gewähren.

Wie profitieren Firmen und Beschäftigte?
Bildungsurlaub bietet Unternehmen eine effektive Möglichkeit, Mitarbeitende langfristig zu binden, ihre Gesundheit zu fördern und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Wer heute in die persönliche und fachliche Weiterentwicklung seiner Beschäftigten investiert, stellt die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft – mit motivierten, gesunden und loyalen Mitarbeitern.

  • Zur Autorin
    Lara Körber ist Mitgründerin von Bildungsurlauber.de – dem größten Weiterbildungsportal für Bildungsurlaub. Die Plattform unterstützt Beschäftigte bei der Beantragung und Buchung von Bildungsurlaub sowie bei Fragen zum Gesetz.