Wasser ist die wichtigste Ressource. Sie ist für den Menschen lebensnotwendig und für viele selbstverständlich. Doch auch die Metropolregion Rhein-Neckar steht vor der Herausforderung, ihre wasserintensive Wirtschaft mit einer nachhaltigen Trinkwasserversorgung in Einklang zu bringen. Innovative Lösungen und Investitionen sind gefragt, um den steigenden Anforderungen des Klimawandels gerecht zu werden.

Von Volker Widdrat

Unser Autor ist langjähriger und erfahrener Journalist in der Metropolregion.
 

Zur Metropolregion Rhein-Neckar im Schnittpunkt von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz mit sieben Landkreisen und acht kreisfreien Städten zählen insgesamt 290 Kommunen. Die größten Städte sind Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Auf einer Fläche von rund 5.600 Quadratkilometern leben rund 2,4 Millionen Menschen. Mit rund 160.000 Unternehmen ist die wirtschaftlich starke Region auch besonders wasserintensiv. Die Sicherung der Trinkwasserversorgung ist ein zentrales Thema.

Die wertvollste Ressource steht auch im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in Kooperation mit BWT-Wassertechnik, der Stadtentwässerung Mannheim, der MVV und der HAAS Mediengruppe am Donnerstag, 26. Juni, um 18.30 Uhr im Museum Weltkulturen, D5, Anna-Reiß-Saal.

Der Blick in einen Trinkwasserspeicher. Foto: MVV/Roland Horn

Der Blick in einen Trinkwasserspeicher. Foto: MVV/Roland Horn

Die öffentliche Wasserversorgung steht wegen der Folgen des Klimawandels vor großen Herausforderungen. Mit dem Masterplan Wasserversorgung Baden-Württemberg untersucht das Land, wie die öffentliche Wasserversorgung gewappnet ist und wie sie sich zukunftsfähig aufstellen muss. Im Jahr 2022 wurden in Baden-Württemberg rund 2,9 Milliarden Kubikmeter Wasser verwendet. Die mit Abstand größte Verbrauchergruppe ist die Wirtschaft, die allein zur Kühlung von Produktions- und Stromerzeugungsanlagen zwei Milliarden Kubikmeter Wasser eingesetzt hat.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser lag 2022 in Baden-Württemberg bei 123 Liter pro Tag. Insgesamt hat die öffentliche Trinkwasserversorgung im Jahr 2022 rund 700 Millionen Kubikmeter Wasser bereitgestellt. Zu 72 Prozent stammt dieses Wasser aus Grund- oder Quellwasser, der Rest wird aus Oberflächengewässern wie dem Bodensee gewonnen. Der Anteil der Zweckverbände zur Trinkwasserversorgung im Land an der gesamten Wassergewinnung lag bei 55 Prozent.

Ständige Modernisierungen und auch Neubauten

Der 1967 gegründete Wasserzweckverband Badische Bergstraße versorgt 75.000 Menschen in Weinheim, Hemsbach, Laudenbach und Gorxheimertal jeden Tag mit sauberem Trinkwasser. Das Trinkwasser stammt aus dem Wasserwerk Hemsbach nördlich von Weinheim. Der Wasserzweckverband investiert kontinuierlich in die Technik und die Modernisierung der Anlagen, in neue Filter, neue energieeffiziente Pumpensysteme, moderne Prozessteuerung und Sicherheit, sagt Betriebsleiter Michael Seßler. In den vergangenen Jahren ist die gesamte Steuerung auf modernste digitale Technik umgebaut worden. „Wir sind ein Wasserwerk und nutzen Regen erst nach der Bodenpassage nach 500 bis 800 Jahren in Form von Tiefengrundwasser“, antwortet Seßler auf die Frage nach der Regenwassernutzung.

Die Stadtwerke Heidelberg fördern aus 17 Brunnen in ihren drei Wasserwerken jährlich rund sieben Millionen Kubikmeter Wasser. Täglich erhalten 160.000 Bürger ihr Trinkwasser von den Stadtwerken Heidelberg. Die Trinkwasserversorgung ist zu 100 Prozent in kommunalem Besitz. Bis zu fünf Prozent werden aus sieben Quellen in Handschuhsheim und Ziegelhausen gewonnen. Etwa 60 Prozent des Trinkwassers kommen aus den Grundwasserwerken Entensee, Rauschen und Schlierbach. Weitere rund 35 Prozent liefern der Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz aus dem Wasserwerk Schwetzinger Hardt und der Wasserversorgungsverband Neckargruppe aus dem Wasserwerk Edingen.

Technischer Geschäftsführer Bodo Kleinevoß (r.) und stellvertretender Werksleiter und Wassermeister Alexander Spang auf dem umfassend gesicherten Gelände des Wasserwerks Schwetzinger Hardt. Foto: Volker Widdrat

Technischer Geschäftsführer Bodo Kleinevoß (r.) und stellvertretender Werksleiter und Wassermeister Alexander Spang auf dem umfassend gesicherten Gelände des Wasserwerks Schwetzinger Hardt. Foto: Volker Widdrat

Das Trinkwasser wird von einem akkreditierten Labor auf über 100 Stoffe untersucht. Basis dafür sind die Prüfpflichten aus der Trinkwasser-Verordnung. Die Stadtwerke Heidelberg werden außerdem regelmäßig vom staatlichen Gesundheitsamt überprüft. In Heidelberg sind die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung bei allen Stoffen weit unterschritten.

„Durch die Hanglagen rechts und links vom Neckar ist die Anzahl der Gebäude und Anlagen in unserem Versorgungsgebiet, das wir betreiben, hoch“, bestätigt die Leiterin Unternehmenskommunikation, Ellen Frings, umfangreiche Investitionen. Bei drei Wasserwerken, sieben Quellfassungen, 34 Hochbehältern und 26 Pumpstationen mit Baujahren zwischen 1890 und 2023, darunter geschützte Denkmäler wie der Eselsgrundbehälter, liefen immer mehrere Modernisierungsprojekte mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen parallel: „Sollte die Modernisierung an die Grenzen kommen, bauen wir auch Anlagen neu. Dazu gehörten in den vergangenen Jahren zum Beispiel mehrere Hochbehälter.“

Aktuell startet gerade der Bau eines neuen Trinkwasserbehälters am Chaisenweg, dem Fahrweg ab Mühltal zum Heiligenberg in Heidelberg-Handschuhsheim. Der neue Behälter mit einem Volumen von 1.200 Kubikmetern übernimmt die Funktion des Schneebergbehälters aus dem Jahr 1910. Als Trinkwasserversorger sei man für eine Regenwassernutzung nicht zuständig: „Ob in einer Immobilie Regenwasser genutzt wird, ist eine rein private Entscheidung.“

Professionelle Regenwassernutzung bei TWL

Die Technische Werke Ludwigshafen (TWL) fördern jährlich rund zwölf Millionen Kubikmeter Wasser aus 28 Brunnen, verteilt auf die beiden Gewinnungsgebiete Parkinsel und Maudacher Bruch. Für die Sicherung der Trinkwasserversorgung werden jährlich vier bis fünf Millionen Euro ausgegeben. Auch in Zukunft seien umfassende Investitionsmaßnahmen nötig, „um unsere Kunden trotz der Folgen des Klimawandels und der steigenden gesetzlichen Anforderungen jederzeit mit Wasser in erforderlicher Menge und Qualität versorgen zu können“, teilt Pressesprecherin Christina Horn mit. Dazu kommen die Kosten für erforderliche Sanierungen der Wasserleitungen durch die TWL Netze GmbH: „Hierfür werden wir in den nächsten fünf Jahren rund 15 Millionen Euro investieren.“

Die Aktivkohlefilteranlage im Wasserwerk Rheinau. Bild: MVV/Roland Horn

Die Aktivkohlefilteranlage im Wasserwerk Rheinau. Bild: MVV/Roland Horn

Auch die Betriebskosten der Wassergewinnung, Aufbereitung und Verteilung wie Betriebsstoffe, Löhne und Energie seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Aus diesem Grund habe TWL die Wasserpreise im Jahr 2023 neu kalkuliert und erstmals nach zehn Jahren eine Preiserhöhung vorgenommen. Man stelle die Kosten der Wasserversorgung „regelmäßig auf den Prüfstand, um die Auskömmlichkeit der Wasserentgelte vor dem Hintergrund der Kostenentwicklung zu prüfen“.

Anders als andere Wasserversorger betreibt TWL eine professionelle Regenwassernutzung. Das Grundwasser, das für die Trinkwasserversorgung genutzt wird, ist vor 1.000 bis 25.000 Jahren, je nach der Gewinnungstiefe zwischen 40 bis 400 Metern, als Regen vom Himmel gefallen und wird seitdem im Untergrund gereinigt. Eine Dachablaufwassernutzung betreibt TWL nicht. Zum einen wäre die verfügbare Menge zu gering und nicht bedarfsgerecht, zum anderen ist Dachablaufwasser aus hygienischen Gesichtspunkten als sehr kritisch einzustufen und würde einen hohen Aufbereitungsaufwand und intensive Desinfektion erfordern, um die Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllen zu können. Trinkwasser ist ein streng geschütztes Lebensmittel und unterliegt den höchsten Qualitätsanforderungen.

Die Mindestanforderungen werden über die Trinkwasserverordnung definiert. „Zur zuverlässigen Qualitätssicherung und zur Gewährleistung eines einwandfreien Betriebes der Trinkwasserversorgung werden von uns wesentlich häufiger relevante Untersuchungen durchgeführt und auch zu untersuchende Parameter sind auf die örtlichen Anforderungen angepasst“, erklärt Horn.

Seit Herbst 2024 wird im Wasserwerk II in Maudach eine Pilotanlage getestet, die den Gehalt von Arsen im Trinkwasser verringert. Das Halbmetall kommt natürlicherweise in Gesteinen vor und gelangt über das Grundwasser ins Trinkwasser. Die Trinkwasserverordnung in Deutschland schreibt einen Grenzwert für Arsen vor. Dieser wurde im Juni 2023 von zehn Mikrogramm pro Liter auf vier Mikrogramm pro Liter heruntergesetzt.

Hoher Schutz für Anlagen

„Ausreichend vorhandenes Trinkwasser ist ebenso wie eine funktionierende Abwasserbeseitigung die Grundlage für das reibungslose Funktionieren eines jeden Gesellschafts- und Wirtschaftssystems“, sagt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Der Schutz der kritischen Infrastruktur Wasserversorgung sei eine äußerst wichtige Aufgabe. Für die Branche Wasserversorgung bilden die EU-Trinkwasserrichtlinie und auf nationaler Ebene die Trinkwasserverordnung, das Wasserhaushaltsgesetz und das Infektionsschutzgesetz die gesetzlichen Grundlagen für die Sicherung und Überwachung der Versorgung mit qualitativ hochwertigem und hygienisch einwandfreiem Trinkwasser.

Das gilt auch für das Wasserwerk Schwetzinger Hardt des Zweckverbandes Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK). Trinkwasser wird hier ausschließlich aus Grundwasser gewonnen, das in den unterschiedlichen Grundwasserleitern des Oberrheingrabens im Einzugsgebiet des Wasserwerkes vorhanden ist. Das hochmoderne Wasserwerk ist auf dem neuesten Stand der Technik. Mit derzeit 21 Vertikalfilterbrunnen werden durchschnittlich 11,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr gefördert. Das Wasserwerk Schwetzinger Hardt versorgt Mannheim, Heidelberg, Schwetzingen, Ketsch, Oftersheim und Plankstadt mit Trinkwasser. Sicherheit hat einen sehr hohen Stellenwert. Das Wasserwerk ist über ein mehrstufiges Sicherheitskonzept geschützt.

Ein Blick auf die Filteranlage im Wasserwerk I auf der Parkinsel mit dem Technischen Vorstand Thomas Mösl (links) und Wasserwerke-Leiter Rainer Barchet. Foto: TWL

Ein Blick auf die Filteranlage im Wasserwerk I auf der Parkinsel mit dem Technischen Vorstand Thomas Mösl (links) und Wasserwerke-Leiter Rainer Barchet. Foto: TWL

Die 24-Stunden-Überwachung funktioniert über modernste Technik und Kommunikationsmöglichkeiten. Hinter den Zaunanlagen wird der Innenbereich mit mehreren Kameras überwacht. Im Gebäudeinneren ist der Serverraum extra gesichert. Und die Anlage wird ständig auf mögliche Schwachstellen überprüft. Der Schutz kritischer Infrastrukturen (kurz Kritis) ist heute bedeutender denn je. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Kritis-Dachgesetz berücksichtigt erstmals den physischen Schutz solcher Infrastrukturen bundeseinheitlich und sektorenübergreifend. Mit dem Wasserwerk Schwetzinger Hardt ist die MVV Netze GmbH ein Betreiber kritischer Anlagen.

„Kritische Infrastrukturen sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden“, definiert die Bundesregierung und geht grundsätzlich von einer abstrakten Gefährdung aus. Der physische Schutz einer Liegenschaft oder kritischen Anlage wie es das Wasserwerk Schwetzinger Hardt ist, beinhaltet Zäune, Sperren, Umgebungsüberwachung, Zugangskontrollen, bestimmte Abläufe im Alarmfall, Krisenreaktionspläne, Sicherheitsmanagement für eigenes und externes Personal, definierte Zugangsrechte zu kritischen Räumen, Infrastrukturen und Informationen, Überprüfungen sowie Schulungen, Übungen und Sensibilisierung des Personals – alles für unser Wasser.

In Deutschland erheben derzeit 13 Bundesländer ein Wasserentnahmeentgelt in unterschiedlicher Höhe. Bei der Höhe der Abgabesätze wird meistens nach Art der Entnahme, Menge oder Herkunft des Wassers wie Oberflächenwasser oder Grundwasser differenziert. In Baden-Württemberg wurde das Wasserentnahmeentgelt 2019 von 8,1 Cent auf 10 Cent pro Kubikmeter erhöht. Rheinland-Pfalz verlangt derzeit 6 Cent pro Kubikmeter. In Hessen wird noch auf die Erhebung einer Abgabe auf Wasserentnahmen verzichtet.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben die Betriebe in Deutschland im Jahr 2022 rund 12,75 Milliarden Kubikmeter Wasser eingesetzt. Das waren rund 2,56 Milliarden Kubikmeter oder 16,7 Prozent weniger als im Jahr 2019. Der Wassereinsatz ging hauptsächlich bei den Energieversorgern zurück. Trotz dieses Rückgangs setzen die Betriebe der Energieversorgung weiterhin das meiste Wasser von allen Wirtschaftsabschnitten ein. Im Jahr 2022 benötigten sie insgesamt 6,59 Milliarden Kubikmeter Wasser.

Danach folgte das Verarbeitende Gewerbe mit einem Wassereinsatz von 5,15 Milliarden Kubikmeter. Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes war insbesondere die Herstellung chemischer Erzeugnisse mit 3,08 Milliarden Kubikmetern Wasser bedeutend, mit deutlichem Abstand gefolgt von der Metallerzeugung und -bearbeitung mit 0,61 Milliarden Kubikmetern. Die Landwirtschaft nutzte im Jahr 2022 rund 0,48 Milliarden Kubikmeter Wasser.

BASF setzt Rückkühlwerke ein

Die BASF verpflichtet sich zu einer „verantwortlichen Wassernutzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und im jeweiligen Einzugsgebiet“. Nachhaltiges Wassermanagement „ist seit vielen Jahren ein zentrales Element unserer Strategie zum verantwortungsvollen Umgang mit Wasser“. Bis 2030 soll an allen Produktionsstandorten in Wasserstressgebieten und an den Verbundstandorten nachhaltiges Wassermanagement etabliert werden, heißt es auf der Homepage weiter: „Dabei setzen wir auf vier Prinzipien: nachhaltige Wasserentnahme, Erhaltung einer guten Wasserqualität, Schutzgebiete bewahren und kontinuierliche Verbesserungsprozesse sicherstellen, auch in Zusammenarbeit mit Dritten, also Behörden, Gemeinden und anderen Wassernutzern in einem Einzugsgebiet.“

Der Eselsgrundbehälter ist einer der 34 Hochbehälter der Stadtwerke Heidelberg, ein eingetragenes Denkmal und 1926 gebaut. Foto: Stadtwerke Heidelberg

Der Eselsgrundbehälter ist einer der 34 Hochbehälter der Stadtwerke Heidelberg, ein eingetragenes Denkmal und 1926 gebaut. Foto: Stadtwerke Heidelberg

Wasser sei „von elementarer Bedeutung für die chemische Produktion“, teilt Unternehmenssprecher Florian Fabian mit: „Wir verwenden es als Kühl-, Löse- und Reinigungsmittel, zur Herstellung von Produkten und nutzen Wasserwege zum Transport unserer Waren. Gleichzeitig ist Wasser in immer mehr Regionen ein knappes Gut. Aus diesem Grund tragen wir mit einem nachhaltigen Wassermanagement zum verantwortungsvollen Umgang mit dieser Ressource bei. Teil unseres Wassermanagements ist eine kontinuierliche Analyse und Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen und optimierten Betriebsweisen, um Wasserverbrauch und -nutzung, dort wo möglich, weiter zu reduzieren. Am Standort Ludwigshafen reduzieren wir unseren Kühlwasserbedarf beispielsweise, indem wir Rückkühlwerke einsetzen, die eine Mehrfachnutzung des Kühlwassers ermöglichen und damit die Wasserentnahme aus dem Rhein und eine Wärmeeinleitung in den Rhein vermindern.“

Wassernutzung und -verbrauch meinen in der Betrachtungsweise der BASF nicht dasselbe. Wassernutzung steht für die grundsätzliche Verwendung des Fluss- und Grundwassers vorwiegend als Kühlwasser in den Produktionsprozessen. Bis auf einen geringen Anteil an verdunstetem Wasser wird das Kühlwasser nach Verwendung wieder in den Rhein zurückgeführt. Der Wasserverbrauch hingegen steht für die Menge an Wasser, die nach der Entnahme und der Nutzung nicht mehr dem Fluss zugeführt werden kann. Dabei handelt es sich überwiegend um Wasser, das in den Rückkühlwerken verdunstet oder zu einem kleinen Teil in Produkte eingebracht wird.

Dem Unternehmen Unilever war es auf die Frage nach einem Wassermanagement „aus Kapazitätsgründen nicht möglich“ zu antworten.

Novum in Mannheim mit Startup ICODOS

Im März startete in Mannheim eine weltweit einzigartige Anlage, in der erstmals aus Abwasser und Strom nachhaltiger Schiffstreibstoff hergestellt wird. Ein Konsortium bestehend aus dem Klima-Technologie-Startup ICODOS, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim hat die Kläranlage in Mannheim so nachgerüstet, dass sie zu einer Produktionsstätte für grünen Schiffstreibstoff wurde.

„Für uns bei Next Mannheim ist klar: Dieses Projekt ist ein echtes Vorzeigebeispiel für das Potenzial junger Unternehmen, wenn sie auf die richtigen Partner, Förderungen und Netzwerke treffen. ICODOS hat mit „Mannheim 001“ einen bedeutenden Beitrag für eine klimafreundlichere Zukunft geleistet – und wir sind stolz, Teil dieser Reise zu sein“, sagt Sprecherin Katharina Hildebrandt: „Der Erfolg von ICODOS zeigt natürlich eindrucksvoll, welche Innovationskraft in den Startups steckt, die bei Next Mannheim gefördert werden. Dass aus einer Idee, die in unserem Mafinex-Technologiezentrum gewachsen ist, nun ein konkreter Beitrag zur klimaneutralen Mobilität entsteht, macht uns stolz und bestätigt unseren Ansatz: Wir schaffen Räume für Pionierinnen und Pioniere, die mit ihren Lösungen globale Herausforderungen angehen.“

Im MVV-Wasserlabor untersucht Alfred Ewen das Lebensmittel Nummer eins. Foto: MVV

Im MVV-Wasserlabor untersucht Alfred Ewen das Lebensmittel Nummer eins. Foto: MVV

ICODOS habe mit seiner wegweisenden Innovation, aus Abwasser und Strom nachhaltigen Schiffstreibstoff herzustellen, einen „echten Meilenstein für nachhaltige Mobilität“ geliefert. Ein perfektes Beispiel dafür, was in einem Startup-Ökosystem möglich werde: „Technologische Expertise, in diesem Fall aus Karlsruhe, verbindet sich mit betriebswirtschaftlichem Know-how aus Mannheim.  Die Ansiedlung im Startup-Zentrum Mafinex, die gezielte Vernetzung mit der Kläranlage durch den Fachbereich 80, dem Team von Sonja Wilkens, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit haben diesen Erfolg erst ermöglicht.“

Greentech habe eine strategische Bedeutung für Next Mannheim, wenn es um die Förderung von Tech-Startups geht. Greentech sei „nicht nur ein wichtiger Zukunftsmarkt, sondern auch wesentlicher Schlüssel für Klima- und Umweltschutz. Daher setzen wir sehr bewusst darauf, Mannheim als Standort für nachhaltige Technologien weiterzuentwickeln, so Hildebrandt weiter. Mit der Ansiedlung von Forschungs- und Verbundprojekten aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Green-Tech-Startups und kleinen und mittleren Unternehmen werde das „IZ Green Tech“ im Mafinex „zusätzlich eine Katalysatorfunktion für technische Innovationen und deren Markteinführung übernehmen“.

Regelmäßige Qualitätskontrollen im MVV-Labor

Die MVV, an der die Stadt Mannheim mit 51 Prozent beteiligt ist, gewinnt das Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasser, das sie in ausgewiesenen Wasserschutzgebieten fördert. „Unser wichtigstes Anliegen ist eine sichere Wasserversorgung auf qualitativ hohem Niveau – gepaart mit fairen Preisen und hervorragendem Service. Wir versorgen rund 373.000 Einwohner in Mannheim, Brühl, Ilvesheim und Viernheim Tag für Tag zuverlässig mit Trinkwasser in bester Qualität. Zudem stellen wir für die Bürger in Ketsch, Schwetzingen und Edingen-Neckarhausen die sogenannte Notversorgung sicher“, sagt Peter Weiß vom Kommunikationsteam des Energieunternehmens in Mannheim. Dafür wird in den Wasserwerken Käfertal und Rheinau rund 20 Millionen Kubikmeter Grundwasser gefördert, die zu Trinkwasser aufbereitet werden. Vom Wasserwerk Schwetzinger Hardt, dessen Betrieb im Auftrag des Zweckverbands Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK) geführt wird, kommen jährlich zusätzlich etwa vier Millionen Kubikmeter Wasser. In der Spitze können aus den rund 100 Flach- und Tiefbrunnen in den Einzugsgebieten der drei genannten Wasserwerke pro Tag 250.000 Kubikmeter Grundwasser gefördert beziehungsweise anschließend aufbereitet werden. Die mittlere Tagesförderung liegt bei rund 80.000 Kubikmeter. Die Wasserwerke und darin vor allem die Pumpen zur Grundwasserförderung und zur Weiterleitung ins 1.400 Kilometer lange Versorgungsnetz werden vollständig mit Ökostrom und damit klimaneutral betrieben.

Die Wasserpreise für einen Drei-Personen-Musterhaushalt im Mehrfamilienhaus (bei vier Wohnparteien mit einem Verbrauch von 120 Kubikmeter pro Jahr) sind seit 2015 um etwa 19,8 Prozent gestiegen. Damit haben sie sich im Betrachtungszeitraum deutlich unterhalb der bundesweiten Inflationsrate für die Wasserversorgung entwickelt, die bei 31 Prozent liegt (Quelle: Statistisches Bundesamt). „Die MVV hat also ihr faires Preisniveau für Mannheimer Trinkwasser in den letzten zehn Jahren aufrechterhalten“, so Weiß. Ein ähnliches Bild ergebe sich auch in einem Vergleich der 84 privatrechtlich tätigen Wasserversorger in Baden-Württemberg, den die Landeskartellbehörde für Energie und Wasser aktuell vorgenommen hat (Quelle: Versorgerportal Baden-Württemberg: Wasserpreisübersicht ) Mit einem durchschnittlichen Bruttopreis von 3,68 Euro pro Kubikmeter (bei einem Vier-Personen-Haushalt mit Abnahme von 150 Kubikmeter pro Jahr) rangieren die Trinkwasserpreise der MVV im Vergleich aktuell im oberen Drittel (Platz 59 von 84 verglichenen Unternehmen): „Damit liegen wir deutlich unter dem Preisniveau der teuersten Anbieter.“

Das Schaubrunnenhaus Wasserwerk Käfertal. Foto: MVV

Das Schaubrunnenhaus Wasserwerk Käfertal. Foto: MVV

Trinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Das akkreditierte Labor der MVV ist als Trinkwasseruntersuchungsstelle zugelassen und überwacht die Einhaltung der Trinkwasserverordnung durch regelmäßige Analysen. Dabei wird die Konzentration von definierten Inhaltsstoffen überprüft, die Ergebnisse der Analysen werden regelmäßig auf der Internetseite veröffentlicht.

Das Trinkwasser der Wasserwerke wird dreimal wöchentlich auf Mikrobiologie und ausgewählte Parameter sowie alle zwei Monate umfassend untersucht. Darüber hinaus werden auf freiwilliger Basis regelmäßig weitere Parameter analysiert, die als relevant erscheinen. „Bei allen Parametern unterschreiten wir die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung um deutlich mehr als 70 Prozent. In Mannheim kann also bedenkenlos Wasser aus dem Hahn getrunken werden“, betont Weiß.

Zur langfristigen Sicherstellung der Versorgung mit sauberem Trinkwasser investiert die MVV kontinuierlich in Unterhalt, Pflege und Erneuerung ihres Wassernetzes und der Wasserwerke – und das seit über 130 Jahren. Größere Maßnahmen in den letzten zehn Jahren waren unter anderem die Sanierung von Trinkwasser-Speicherbehältern und die Erneuerung der Saugleitung im Wasserwerk Käfertal. Außerdem wurden die Absperrarmaturen bei den Wassertransportleitungen erneuert. Darüber hinaus wurde im letzten Jahr das Prozessleitsystem für alle Wasserwerke ertüchtigt.

Der prognostizierte Anstieg der Abgabemengen sowie Erneuerung und Neubau der Infrastruktur erfordern in den nächsten Jahren zusätzliche Anstrengungen.

Die mit einem Zeithorizont bis 2045 geplanten Maßnahmen (siehe auch weiteren Artikel) umfassen neben dem grundsätzlichen Substanzerhalt unter anderem den Neubau von Brunnen und Aufbereitungsanlagen in zwei Wasserwerken. Zudem müssen zentrale Transportleitungen zur Vergrößerung der Kapazitäten erneuert und unter anderem zur Sicherstellung der Versorgung mit Trink- beziehungsweise Löschwasser auch beim Ausfall eines Wasserwerks eine neue Transportleitung gebaut werden.

Alles aus einer Leitung

Die BWT Wassertechnik GmbH mit Sitz in Schriesheim ist eine Tochtergesellschaft der BWT Best Water Technology Gruppe, Europas führendem Wassertechnologie-Unternehmen mit Hauptsitz in Mondsee in Österreich. Rund 6.500 Mitarbeiter arbeiten an dem Ziel, Kunden aus Privathaushalten, Gewerbe und Industrie, Hotels und Kommunen mit innovativen, ökonomischen und ökologischen Wasseraufbereitungs-Technologien ein Höchstmaß an Sicherheit, Hygiene, Gesundheit und Wohlbefinden im täglichen Kontakt mit Wasser zu geben. BWT bietet moderne Aufbereitungssysteme und Services für Trinkwasser, Pharma- und Prozesswasser, Heizungswasser, Kessel-, Kühl- und Klimaanlagenwasser sowie für Schwimmbadwasser.

Im Bereich der Pharma & Biotech Industrie ist BWT Weltmarktführer in der Aufbereitung von Reinstwasser und liefertinnovativeTurnkey-Lösungen für namhafte Pharma-Unternehmen weltweit. Foto: BWT Holding

Im Bereich der Pharma & Biotech Industrie ist BWT Weltmarktführer in der Aufbereitung von Reinstwasser und liefert
innovativeTurnkey-Lösungen für namhafte Pharma-Unternehmen weltweit. Foto: BWT Holding

Auf der Internationalen Sanitär- und Heizungsmesse im März in Frankfurt am Main präsentierte das Wassertechnologie-Unternehmen das „One Pipe Power Pearlwater“ als „weltweit weichstes Wasser mit perfektem Geschmack – aus nur einer Leitung“. Die „One Pipe Power“-Formel sorgt dafür, dass Wasser aus einer einzigen Leitung im gesamten Gebäude maximal enthärtet und in der Küche für Kaltgetränke mineralisiert und gefiltert wird. Somit ist künftig nur mehr eine einzelne Rohrinstallation notwendig, was nicht nur Aufwand und bares Geld bei der Errichtung spart, sondern auch in Sachen Hygiene neue Standards setzt.

„Die Vision ist es, möglichst vielen Menschen weltweit Zugang zu möglichst sauberem Wasser zu ermöglichen, den Konsum von Flaschenwasser zu reduzieren und damit einen Beitrag zur Bewältigung der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu leisten“, heißt es weiter. Diesen Anspruch reflektiere der Claim des Unternehmens „For You and Planet Blue“.

Die neuen Trinkwasserspender arbeiten mit einer mehrstufigen Filtration aus Partikel-, Ionenaustauscher- und Ultrafiltration, die unerwünschte Stoffe wie Chlor und Schwermetalle entfernt, das Wasser enthärtet und mit dem wertvollen Mineral Magnesium versetzt. „Durch die Ultrafiltrationstechnologie wird Mikroplastik reduziert und Bakterien zu 99,999 Prozent herausgefiltert. Ins Trinkglas oder die Flasche fließt hygienisch einwandfreies Wasser“, beschreibt das Unternehmen das neue Verfahren.

 Mehr zum Thema Wasser inklusive eines Gastbeitrags von Dr. Monique Bissen von BWT sowie den neuesten Projekten der MVV Mannheim gibt es im econo 2/2025.