Mit der Bebauung rund um den Europaplatz geht der Heidelberger Stadtteil Bahnstadt auf die Zielgerade. Neben dem neuen Kongresszentrum entstehen dort auch drei Bürokomplexe. In einem der Gebäude wird die Sparkasse Heidelberg künftig ihre neue Hauptstelle haben.
Am letzten Puzzle-Teil der Bahnstadt wird fleißig gearbeitet. Richtung Hauptbahnhof schließt das Ensemble um den Europaplatz eine große Lücke in der Heidelberger Stadtentwicklung.
Die Baugrube des neuen Kongresszentrums in Heidelberg ist ausgehoben, die Bodenplatte in der Tiefe bereits fertiggestellt. Die Arbeiten an den weiteren Bauabschnitten sind in vollem Gange. Doch auch weiter nördlich, jenseits des Czerny-Ringes, setzt ein ganzer Wald von Kränen unablässig Betonteile zusammen, wächst wie auf einer riesigen Lego-Grundplatte ein Labyrinth aus Bausteinen. Hier entsteht in einem Zug ein neues Quartier in Passivbauweise.
Die Dimensionen sind beachtlich: „Unser Bauvorhaben am Europaplatz ist das mit Abstand größte Projekt in Heidelberg und mit 122 000 Quadratmetern Brutto-Grundfläche die größte bislang in Heidelberg erteilte Baugenehmigung“, fasst Kai M. Dreesbeimdiek, Geschäftsführer der Gustav Zech Stiftung Management GmbH, die Planungen zusammen. Die Bremer Stiftung ist hier Projektentwickler und Investor. Dreesbeimdiek lässt den Blick kurz über die Baustelle schweifen, dann bittet er zum Rundgang: „In deutschen Städten haben Sie nur sehr selten die Möglichkeit, direkt am Hauptbahnhof ein ganzes Quartier neu zu gestalten. Heidelberg ist ein Glücksfall.“
Gegenüber des Hauptbahnhofs bleibt der Bauherr stehen und zieht mit ausgestrecktem Zeigefinger eine lange Linie von Nord nach Süd. Diese neue Zentralachse wird in nicht allzu ferner Zukunft Hauptbahnhof, Europaplatz und Bahnstadt verbinden: Ab 2022 besteht die Möglichkeit, vomerweiterten Querbahnsteig den Arkadengang der Stadtloggia und das Kongresszentrum niveaugleich zu erreichen. Links und rechts entstehen die neuen Gebäude: Neben einem zwölfstöckigen Hotelbau, Gewerbeflächen, Gastronomie und neuem Wohnraum bietet das Quartier ein Pkw-Parkhaus mit gut 749 Stellplätzen und ein Fahrrad-Parkhaus mit rund 1600 Stellplätzen – etwa zehn Prozent der Pkw-Stellplätze sind für Elektrofahrzeuge reserviert.
Dreesbeimdiek deutet auf die drei Bürokomplexe, deren Umrisse man bereits erahnt: „Für diese Gebäude streben wir eine DGNB-Goldzertifizierung an, 70 Prozent der Dachfläche sind begrünt. Heiz- und Kühlsegel sowie Fernwärme- und Fernkälteanschluss sorgen für die Wärmeversorgung und die Klimatisierung.“ Ein weiterer Pluspunkt ist die Flexibilität der Nutzungsmöglichkeiten: „In den Gebäuden können alle Bürolösungen vom klassischen Einzelbüro über Kombibüros bis zu Großraumbüros realisiert werden“, erklärt der Geschäftsführer der Bremer Stiftung.
Diese Flexibilität und die ausgesprochen verkehrsgünstige Lage haben auch die Sparkasse Heidelberg überzeugt. Sie wird ab 2022 in eine der Immobilien ziehen. Dort stehen auf sechs Vollgeschossen circa 15 000 Quadratmeter zur Verfügung. Im Rahmen eines Leasing-Modells wird die Sparkasse zwei Drittel der Fläche als neue Hauptstelle selbst nutzen, 5000 Quadratmeter vermieten. Lenas Kalinauskas, Bereichsleiter des Immobilienmanagements, umreißt die Ausgangslage: „Die Betriebs- und Stabsbereiche der Sparkasse Heidelberg sind aktuell auf insgesamt sieben Standorte verteilt. Diese dezentral verteilten Bereiche führen wir jetzt in den neuen Räumlichkeiten zusammen.“
Die neuen Flächen ermöglichen nicht nur moderne Kundenberatung in einem zeitgemäßen Umfeld, sondern auch eine ganz neue Art der Nutzung, wie Kalinauskas ausführt: „Kreditinstitute stehen nicht erst seit Corona vor großen Veränderungsprozessen. Die Folgen der Digitalisierung sind einschneidend. Auch die Sparkasse Heidelbergmuss in den nächsten Jahren flexibel agieren. Die neuen Räumlichkeiten bieten mit ihren vier Erschließungskernen genau diese Möglichkeit: Wir können hier wachsen oder aber auch schrumpfen und die nicht mehr benötigten Flächen in die Vermietung bringen.“ Und für das leibliche Wohl ist ebenso gesorgt: Im Erdgeschoss wird ein Bistro den Übergang zum Europaplatz herstellen und die neue Sparkassenzentrale so noch attraktiver für Laufkundschaft machen.
(Stefan Burkhardt, Visualisierung: Gustav Zech Stiftung Management GmbH)