„Die größte Kompetenzverschwendung: Menschen 50+ auszusortieren.“ Diesem Instagram-Post des deutschen Unternehmers und „Höhle der Löwen“-Investors Carsten Maschmeyer kann die Mannheimerin Christine Weiner nur zustimmen. Gerade auch mit Blick auf Frauen.

 

Katja Bauroth ist seit über 30 Jahren im Journalismus unterwegs.

 

Frauen ab 50 und deren Potenzial für die Arbeitswelt stehen im Mittelpunkt eines Buches von Christine Weiner und Carola Kupfer. „Simply the Best – wenn Frauen 50 plus beruflich noch einmal durchstarten“ ist dabei alles andere als ein klassischer Ratgeber oder Seelenschmeichler. Im Gegenteil. Das Buch zeigt mit Mutmach-Geschichten, konkreten Strategien und viel Lebensfreude, wie Frauen jenseits der 50 souverän und voller Energie neue berufliche Wege gehen – und dabei auf ihre Erfahrung, Stärken sowie den eigenen Stil bauen dürfen. Tipps für Berufe mit Zukunft – von der Cybersecurity-Expertin bis hin zur KI-Ethikbeauftragten – gibt es obendrauf.

Ein Job sollte uns strahlen lassen

„Auf irgendeinen schnell-gestrickten Business-Ratgeber hatten wir keine Lust“, sagt Christine Weiner im Gespräch. „Uns ging es um ein Lebensgefühl, das uns in der Arbeit oft abhandengekommen ist – um Aufbruch, um neue Chancen, um Heiterkeit.“ Dieses Lebensgefühl startet mit einem Sommertag, „Dancing Queen“ von Abba im Radio und einem Ideenrausch, garniert mit dem Glitzern der Diskokugel.

Die Diskokugel wird zur zentralen Metapher des Buches. Für Christine Weiner keine bloße Spielerei, sondern ein zutiefst verankertes Symbol ihrer Kindheit. „Mein Vater hat mich als Kind in den Zirkus mitgenommen, und dort wurde eine Kugel von der Decke gelassen – lauter funkelnde kleine Sterne. Diese Magie, dieses Bunte, dieses unberechenbar Fröhliche, das ist für mich Disko-Kugel“, erzählt sie. „Man weiß nie, wie die Strahlen fallen, wen sie treffen. Aber da ist Freude. Da ist Erwartung.“

Genau dieses Funkeln, sagt Weiner, fehle vielen Frauen, wenn sie auf die 50 zugehen – und gerade darin liegt das große Missverständnis: „Mit 50 hat man enorm viel Erfahrung gesammelt, vielleicht Kinder großgezogen, sich im Job bewiesen – und dann gilt das plötzlich als Bremse? Das ist Quatsch! Es ist eine Riesensehnsucht da, noch mal in dieses Sprühende zu kommen, in die Hochphase.“

Christine Weiner und Carola Kupfer kennen sich seit über 30 Jahren. Foto: Weiner

Christine Weiner und Carola Kupfer kennen sich seit über 30 Jahren. Foto: Weiner

Die Mannheimerin weiß das selbst am besten, ist sie doch „Vielseitigkeitsweltmeisterin“ in Sachen Karriere: Von der Erzieherin und Heilpädagogin über Stationen als Betriebswirtin, Redakteurin und Moderatorin beim SWR („mein Lebenstraum“), Coach und Beraterin explizit auch für Frauen bis hin zur gefragten Autorin und Mentoring-Expertin für Unternehmen und Hochschulen.

Schluss mit dem Warten – Verantwortung übernehmen!

Dabei räumen Weiner und Kupfer im Buch mit einem weitverbreiteten Irrtum auf: „Niemand bringt dir die Diskokugel! Es ist Eigenverantwortung. Diese neuen Chancen, die wir uns so wünschen, kommen nicht von außen, sondern müssen von uns selbst ausgehen. Es ist Selbstmanagement, nicht Selbstfürsorge – Führungskraft für sich selbst sein!“ Innerhalb von Unternehmen würden Frauen ab 50 mit Weiterbildungen eher alibimäßig gefördert, doch ihr Einsatz für konkrete Projekte bliebe danach aus. Ein Fehler, mit dem sich Firmen ins eigene Fleisch schneiden. Denn Frauen, beobachtet Weiner, sind häufig loyal, bleiben dem Unternehmen über Jahrzehnte verbunden. Allerdings warten sie darauf, dass jemand ihr Potenzial erkennt und Türen öffnet. Jedoch bleibt es häufig bleibt beim „Glass Ceiling“, dem Blick durch die gläserne Decke nach oben, bei dem Frauen sehen würden, wie Männer mit gleichen oder auch weniger beruflichen Kompetenzen an ihnen vorbeiziehen und weiterkommen, sie aber nicht.Christine Weiner und Carola Kupfer kennen sich seit über 30 Jahren und haben bereits mehrere Bücher geschrieben. Foto: Weiner

Selbstvermarktung und netzwerken seien daher Schlüsselkomponenten – „aber bitte richtig“! Im Buch nehmen die Autorinnen klassische Frauennetzwerke kritisch unter die Lupe. Weiner: „Ich bin seit 30 Jahren vernetzt – aber was ich in diesen klassischen Frauenzirkeln erlebt habe, ist für die Karriere meistens nicht förderlich.“ Oft gleiche das Format einem Déjà-vu: ein Vortrag, ein Prosecco, Smalltalk an gedeckten Tischen – „aber was fehlt, ist echtes Business! Man weiß hinterher nicht, wer was sucht, wer was bieten kann. Männer netzwerken da viel pragmatischer: Da geht’s klar um Empfehlungen, Projekte, Geld. Davon könnten wir uns eine Scheibe abschneiden!“

Natürlich sind Frauen, so Weiner, großartig darin, Gruppen zu verbinden, Stimmungen aufzufangen, sich einzufühlen. Aber: „Strategisches Denken, Ziele klar ansprechen, die eigene Positionierung – da dürfen wir Frauen noch mutiger werden. Wir sitzen heute nicht mehr mit den Babys am Feuer, wir dürfen uns was trauen!“ Dazu braucht es Selbstreflexion, das Herausfinden eigener Stärken und Wünsche. „Viele Frauen wissen oft gar nicht, was genau sie präsentieren wollen. Man muss schon wissen: Was biete ich denn an? Wenn ich an einen tollen Neuanfang denke, sollte ich lächeln – sonst wird das nichts!“

Mit Vorbildern und Mentoring in die Zukunft

Sehr lebendig geraten sind die zahlreichen Praxisbeispiele im Buch. Christine Weiner und Carola Kupfer lassen inspirierende Persönlichkeiten zu Wort kommen – etwa Lena Rübelmann, der Leiterin des GIG7-Kompetenzzentrums FeMale Business in Mannheim, Ines Schultze, kaufmännische Vorständin e-netz Südhessen AG in Darmstadt, oder Marion Horn, Vorsitzende der BILD-Chefredaktion. „Wir wollten zeigen: Es gibt so viele Role Models, so viele Best Practice-Projekte, von denen andere lernen können. Es geht darum, Erfahrungen weiterzugeben und Netzwerke wirksam zu machen!“

Und warum sollten gerade auch Investoren auf Frauen jenseits der 50 setzen? „Verlässlichkeit!“, betont Weiner ohne zu zögern. „Wenn diese Frauen eine Idee und einen durchdachten Businessplan haben, dann ziehen sie das auch durch – sie sind unkompliziert, erfahren und absolut zuverlässig. Das sollten viel mehr Kapitalgeber erkennen!“

Und eben Unternehmen, die Mitarbeitende 50 plus aufs Abstellgleis schieben – Frauen und Männer gleichermaßen. Denn Erfahrungen und Kompetenzen dieser Generation gepaart mit Loyalität und Verlässlichkeit wird immer schwerer zu finden sein. Letztlich soll doch die Diskokugel für jeden glitzern – Arbeitnehmer wie Arbeitgeber.

Das Buchcover. Foto: Campus-Verlag

Das Buchcover. Foto: Campus-Verlag

  • Zum Buch: „Simply the best – Wenn Frauen 50 plus beruflich noch einmal durchstarten“, Campus-Verlag, Christine Weiner und Carola Kupfer, 222 Seiten, 25 Euro. Wir verlosen Buchexemplare: Einfach bis 6. Oktober eine E-Mail mit Betreff: Simply the best an info@econo-rn.de senden. (Die Gewinner werden ausgelost, das Buch zugesandt. Eine Gewinnauszahlung ist nicht möglich.)

Podcast mit Christine Weiner

Nicht nur die Autorinnen haben einen Podcast „Beyond 50“ gestartet: Christine Weiner ist auch zu Gast im Podcast „Leben.Lieben.Lachen.“ von Katja Bauroth – auf allen gängigen Streaming-Portalen wie Spotify oder Apple Podcast.